Ab Juni zeigen sich die Reben von ihrer lebendigsten Seite. Aus dem saftigen Grün der Frühlingsmonate entfalten sich kräftige Triebe und erste Blüten. Die Rebe durchläuft in dieser Zeit die wohl entscheidendsten Phasen ihres vegetativen Zyklus:
Blüte
Fruchtansatz
Beerenwachstum
Diese Prozesse geschehen schnell: Ein neuer Trieb kann problemlos bis zu 20 Zentimeter pro Tag zurücklegen.
Die Blüte beginnt meist Anfang bis Mitte Juni, abhängig von der Höhenlage und dem Wetter. Sie dauert nur wenige Tage, aber sie ist von zentraler Bedeutung: Jede bestäubte Blüte kann eine Traube werden. Damit dies gelingt, braucht es Wärme, Trockenheit und möglichst wenig Wind. Ein verregneter Juni kann den Ertrag bereits deutlich schmälern.
Ist die Blüte geglückt, folgt der sogenannte Fruchtansatz. Nun beginnen sich die kleinen grünen Kügelchen – die Beeren – zu formen. Sie sind noch hart, sauer und weit entfernt von Genuss, aber der Grundstein für den späteren Jahrgang ist gelegt.
Im Juli und August geht es ums Wachsen. Die Trauben nehmen an Grösse und Gewicht zu, die Rebe konzentriert sich ganz auf die Versorgung ihrer Früchte. Auch das Laub spielt dabei eine entscheidende Rolle: Es ist die „Solaranlage“ des Rebbergs, mit der Zucker und Aromen produziert werden.
Ab Mitte/Ende Juli setzt die sogenannte Verfärbung ein, in der Fachsprache „Véraison“ genannt. Die grünen Beeren beginnen sich zu färben: Blau, Rot, Goldgelb, je nach Rebsorte. Gleichzeitig verändert sich die Zusammensetzung der Beeren. Sie verlieren an Säure und gewinnen dafür an Zucker, Aroma und Struktur. Dieser Reifebeginn ist ein bedeutender Moment für Winzerinnen und Winzer: Jetzt beginnt der Endspurt Richtung Ernte.
Der August bringt oft heisse Tage, aber auch Gewitter und Hagel. Jede Wetterkapriole kann das Ergebnis der bisherigen Arbeit gefährden. In dieser Phase ist die Aufmerksamkeit im Rebberg besonders hoch. Es geht darum, zu begleiten, zu schützen und zu reagieren.
Im Sommer wachsen nicht nur die Reben kräftig, sondern auch die Arbeit für die Winzerinnen und Winzer ist intensiv. Während der Vegetationsphase sind sie beinahe täglich im Rebberg – mit wachem Blick und viel Fingerspitzengefühl.
Im Juni heisst es: Schneiden, binden, ordnen. Die jungen Triebe wachsen schnell und müssen in Form gebracht werden, damit Luft und Sonne bis in das Innere der Pflanze gelangen.
Ein zu dichter Wuchs begünstigt Pilzkrankheiten, also heisst es „auslauben“: gezieltes Entfernen von Blättern rund um die Trauben. Das schützt vor Fäulnis und fördert die Reifung.
Der Pflanzenschutz ist in dieser Jahreszeit zentral, geschieht aber differenziert. Viele Schweizer Weingüter arbeiten nach ökologischen oder nachhaltigen Richtlinien. Statt „draufspritzen“ heisst es: kontrollieren, vorausschauen und nur punktuell eingreifen.
Im Juli stehen oft erste Ertragskorrekturen an. Je nach Wetterverlauf oder Ziel des Weins entscheiden sich Winzerinnen und Winzer, einzelne Trauben zu entfernen. Das steigert die Qualität der verbleibenden Früchte, denn auch hier gilt, weniger ist mehr.
Gleichzeitig wird auf Wetterumschwünge reagiert, etwa mit Hagelnetzen oder durch schnelles Entblättern nach Regen.
Im August rückt die Reifeprüfung näher. In dieser Phase beobachten Winzerinnen und Winzer genau: Wie entwickelt sich der Zuckergehalt? Wie schmecken die Beeren? Wie steht es um die Gesundheit der Trauben? Jede Reblage, jede Sorte, jedes Jahr verlangt andere Entscheidungen.
In dieser Spätsommerzeit steckt die Rebe ihre Energie nicht mehr in das Wachstum, sondern in den Reifeprozess der Trauben. Am besten klappt dies bei sonnigen Tagen und kühlen Nächten.
Was später in der Flasche landet, entscheidet sich zu grossen Teilen im Sommer. Die Kombination aus Klima, Pflege und Gespür formt den Charakter des Weins. In den Monaten Juni bis August werden Grundlagen geschaffen, nicht nur für Qualität, sondern auch für Stil.
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