David Schmid, was bedeutet Schweizer Wein für Sie?
Für mich ist das eine sehr emotionale Angelegenheit. Mein Vater hat früher hobbymässig mit Freunden Wein gemacht, ich war als Kind oft mit in den Reben. Diese Verbindung hat mich nie losgelassen. Auch beruflich hat sich das entwickelt, obwohl ich ursprünglich aus dem Finanzbereich komme, der nicht wirklich meine Welt war. In der Gastronomie habe ich mich zu Beginn autodidaktisch und später dann auch branchenspezifisch weitergebildet und der Wein hat dabei eine zentrale Rolle gespielt.
Also eine Verbindung aus Kindheitserinnerung und Berufung?
Genau. Entsprechend habe ich eine stärkere Bindung zu Schweizer Wein als zu ausländischen. Einige meiner Freunde besitzen Weingüter, ich habe oft in den Ferien mitgeholfen. Mein Geschmack hat sich über die Jahre verändert: Ich trinke heute bewusster, oft leichtere Weine, und mit dem Trend hin zu Regionalität ist auch mein Interesse an heimischen Weinen gewachsen.
Wie schätzen Sie die Qualität des Schweizer Weins heute ein?
In den letzten 10 bis 15 Jahren ist enorm viel passiert. Die Qualität hat sich stark verbessert. Besonders die Bündner Herrschaft sticht für mich hervor. Nicht nur wegen Top-Winzern wie Gantenbein, sondern auch weil dort Pinot Noir auf internationalem Niveau entsteht. Die Region erinnert klimatisch und geologisch ans Burgund.
Wie nehmen Ihre Gäste Schweizer Wein wahr?
Da spürt man Unterschiede zwischen den Generationen. Ältere Gäste bringen manchmal noch Vorurteile mit, nach dem Motto „einfach kein Schweizer Wein“. Ich nehme mir dann Zeit, ihnen etwas Neues, Lokales vorzuschlagen. Es geht immer um das Gesamtpaket: Atmosphäre, Essen, Gesellschaft. Wenn ich einen Wein empfehle, den ich selber gerne trinke, springt die Begeisterung oft über.
Als Chef de Service spielen Sie dabei eine wichtige Rolle.
Absolut. Wir sind im Osso sehr regional und saisonal unterwegs, arbeiten mit lokalen Bauern und Bäuerinnen zusammen – da ist es nur konsequent, dass sich diese Philosophie auch in der Weinkarte widerspiegelt. Grundsätzlich lautet mein Credo: Trinken Sie, was Ihnen Freude macht! Am Ende zählt das persönliche Erlebnis.
Ein Wein, den Sie empfehlen, ist der Petite Arvine. Was macht ihn für Sie besonders?
Er hat diese schöne Salzigkeit im Abgang, ist blumig, fruchtig und dennoch vollmundig – perfekt zu unseren Grillgerichten, Gemüse oder Käse. Auch helles Fleisch und Pasta passen gut. Es ist eine autochthone Rebsorte aus dem Wallis, also ein echtes Schweizer Original mit einer starken Herkunftsgeschichte. Ich trinke generell mehr Rotwein, aber zum Essen ist ein Petite Arvine eine gute Wahl.
Welches Publikum ist besonders offen für Schweizer Wein?
Eher die Jüngeren. Früher war Schweizer Wein leider etwas verrufen, doch das hat sich gewandelt. Heute gibt es viel mehr Freiheit im Anbau und weniger Regulierung, gleichzeitig werden Labels wie Bio und Demeter wichtiger. Das erlaubt spannende Entwicklungen. Viele entdecken Schweizer Wein ganz neu.
Wie sehen Sie die Zukunft der Schweizer Weinszene?
Sehr spannend. Schaumwein zum Beispiel wird immer wichtiger, traditionell hergestellt, auf hohem Niveau. Naturweine sind aktuell im Trend, ebenso wie alkoholarme Weine. Die Leute trinken generell bewusster und weniger, das merken wir auch im Osso. Es wird mehr alkoholfreier Schaumwein, Tee-Alternativen oder Mocktails bestellt.
Sollten sich Schweizer Winzerinnen und Winzer noch stärker darauf einstellen?
Ja, denn am Ende entscheidet der Konsument. Wer flexibel bleibt, ist klar im Vorteil.
Welche Schweizer Weine haben Sie selbst zu Hause immer griffbereit?
Ich bin ein Pinot-Fan, vor allem aus der Bündner Herrschaft und vom Zürichsee. Beim Weisswein mag ich Räuschling und Müller-Thurgau. Auch da zeigt sich wieder: Ich trinke gerne das, was aus meinem Umfeld kommt. Es ist ein ganz anderes Gefühl, wenn man die Menschen dahinter kennt.
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